Eine kleine Geschichte...

  • Früh am Nachmittag sitze ich in meiner Wohnung und wöllte am liebsten schlafen, wenn da nicht die Ausarbeitung der drei Referate für die UNI anstünden. Noch über meine Verpflichtungen sinnierend, liegen meine Hände auf beiden Oberschenkeln und sind gerade dabei, sich an dem schon warm gewordene Material meiner Stiefel zu wärmen.


    Die Stiefel habe ich erst vor einigen Wochen zusammen mit meiner Freundin in Zürich gekauft. Ich glaube, die Bedienung in dem kleinen aber um so besser ausgestattetem Geschäft fühlte sich damals schon ein wenig von mir genervt. Er hatte es nicht leicht mit mir, da ich mich so schlecht entscheiden wollte. Unter den prüfenden Blicken meiner Freundin und der Bedienung, probierte ich jedes in Frage kommende Paar mehrmals an, bis ich endlich meine Wahl getroffen hatte. Am liebsten hätte ich sie ja alle gerne mitgenommen, doch erlaubte mir das mein studentisches Budget nicht. Jedenfalls bin ich mit meiner Wahl bis heute noch sehr zufrieden.


    Vor einer halben Stunde habe ich beschlossen, die Stiefel den ganzen Tag über zu tragen, ein sogenanntes Highheel-Training zu absolvieren. Ich möchte wissen, wie meine Füße und Waden mit der neuen Belastung klar kommen, wenn ich die Stiefel auf zukünftigen Veranstaltungen ausführe werde. Außerdem ist es meine Absicht, eine prope Figur im Sitzen und beim Laufen für meine Betrachter, meiner Freundin und nicht zuletzt für mich selbst abzugeben. Aber eben das verlangt den geschulten Umgang, zu dem ich mich heute berufen fühle.


    Einmal ganz davon abgesehen, daß ich überhaupt gerne Latex auf meiner Haut spüre. Es fühlt sich auf seiner Oberfläche so makellos glatt an und erzeugt dort, wo es meinen Körper umspannt, einen kleinen aber ständigen süßen Druck. Zuerst ganz kalt, wenn es die Haut wie eine Schale verschließt, breitet sich gleich darauf eine mollig Wärme darunter aus. Ich liebe diese Wärme.


    Jetzt mit den Stiefel, und ihren zwölf Zentimeter hohen Absätzen, mache ich eine ganz neue Erfahrung. Sie spannen nicht nur meine Haut ein. Nein. Sie sind viel disziplinarischer, in dem sie meinen Füßen eine ungewohnte Haltung aufzwingen. Aber nicht nur meinen Füßen; auch meinem ganzen Körper. Ein bewußteres, kerzengerades und unbedingt wippendes Gehen wird von ihnen eingefordert, was mich an weibischen Bewegungen erinnert. Ich liebe diese weibische Bewegungen.Um die Balance zu halten, merke ich, wie ich beim Gehen meinen Oberkörper leicht nach hinten überdehen
    muß, als hätte ich selber tolle Brüste, die von den Stiefel repräsentiert werden wollen. Ebenso merke ich, wie ich beim Gehen mein Arsch weiter als sonst hinausstrecke, als wollten die Stiefel andere einladen, sich mit ihren Augen oder ihren Händen daran zu vergehen. Ich liebe es, wenn sich an mir vergangen wird.Je länger ich die Stiefel anhabe, merke ich an ihrer steigenden Wärme, wie sie ihr Eigenleben entwickeln. Bei jedem Schritt über dem Parkett, höre ich sie, als riefen sie mir etwas zu. So wie ich mich selbst bewege, so reden sie zu mir. Als wären wir eine sprachliche Symbiose eingegangen. Und ich liebe diese Sprache. Wir bewegen uns, laufen über das harte Holz, und unterhalten uns. Und mit jedem neuen Schritt, wachsen wir einander, zueinander. Je häufiger ich ihre Stimme höre, je tiefer ihre Schwingungen durch meinen Körper dringen, desto mehr spüre ich, wie sich die Stiefel zunehmend fester um meine Beine spannen, sie an ihnen kleben, an ihnen ziehen. Ihre innere Oberfläche lösen sie an, als wollten sie nacheinander mikroskopisch kleine Latexanker in meine Poren werfen, als wollten sie mit meinen Beinen verschmelzen, um eins zu werden. Ich liebe diese Verschmelzung.


    Meine Hände liegen immer noch auf meinen Oberschenkel und fahren über das samtweiche Latex, über die Knie und über die Innenseiten der Waden langsam hinunter und wieder langsam hinauf. Zweischritt vor und einen zurück, während sich meine Beine wie von selbst spreizen. Stundenlang könnte ich so meine femininen Bein durch das weiche Latex streicheln. Dabei beobachte ich leicht verträumt, wie der Glanz des Schwarz zwischen meinen Fingern tänzelt. Meine Hände gleiten weiter hinab, nehmen die steifen Stiefelfersen in ihre Flächen, wobei meine Finger ins tief eingeschnittene Tal der Stiefelsohlen greifen. Ich lehne mich zurück und ziehe dabei meine Beine mit in die Luft, spreize sie und öffne mich selbst im Spiegel, der vor mir im Raum steht.


    Ich schließe meine Augen und halte mit etwas Anstrengung meine Beine gespreizt in der Luft. Ich liebe es so offen und zugänglich zu sein. Mein Griff löst sich, meine Hände wandern über die Stiefelfersen und umgreifen die langen, dünnen Absätze. Meine Waden liegen nun gestützt auf den Innenseiten meiner Unterarme, während ich unaufhörlich mit geschlossen Augen meine Finger über die nackten Absätze auf und ab fahre. „Du bist so schön offen!", höre ich es aus einem unvermittelten Nichts heraus. Ganz verschreckt reiße ich meine Augen auf und verharre in meiner Position. Keinen Laut gebe ich von mir, denn mir ist nicht klar, ob da wirklich eine Stimme war, oder ob ich selber bloß laut gedacht habe. Sollte meine Freundin verfrüht von der Exkursion zurückgekommen sein? Nichts! Gerade als ich an einer Sinnestäuschung glauben wollte, sehe ich jemanden im Spiegel, der an der selben Stelle auf dem Sofa sitzt, auf der ich eben noch gesessen habe. Auch hält er wie ich seine Beine auf seinen Unterarmen und die Absätze mit seinen Fingern umschlossen. Er hat auch die gleichen schwarzen Stiefel an wie ich. Nur enden seine Latexschäfte nicht wie bei mir an den Oberschenkel. Seine Stiefelschäfte scheinen überhaupt keine Ende zu haben. Bei ihm zieht sich das schwarz glänzenden Material von den Stiefelsohlen über den ganzen Körper.


    „Was bist du so überrascht?", spricht die Gestalt im Spiegel mir entgegen. „Wir hatten uns doch eben noch so gut unterhalten!" Ich bekomme kein Wort heraus. Ungläubig schaue ich in die strahlenden Augen der Latexgestalt, währenddessen sich der Geruch von Latex in mir ausbreitet. Ungläubig sauge ich die Luft prüfend tiefer in meine Lungen. Es ist Wahr. Ein intensiver Gummigeruch umgibt mich. Mein Herz raste wild. Beinahe die absurde Situation vergessend, erregt mich diese neue Atmen.


    „Ich wußte das es dir gefällt."Das kann doch nicht sein! Irritiert schaue ich an mir herunter. Genau wie die Gestalt im Spiegel haben auch meine Stiefelschäfte kein Abschluß mehr. Mein ganzer Körper ist überzogen von diesem dicken, schwarzen Material. Mein Atem wird kürzer vor lauter Aufregung. Das Latex spannt sich immer strammer über meine
    Haut, bis die kleinste Falte verschwunden ist. Jede Wölbung meines Körpers, ob konvex oder, was vor allem überrascht, konkav, wird auf das Perfekteste von dem Material nachgeformt. Es spannt sich nicht nur, sondern saugt sich förmlich an die Oberfläche meiner Haut. Es ist unglaublich. Über meinem Kopf, meinem Gesicht, ja über meinen vollkommen Körper liegt sich dieser süße Druck. Im Tageslicht glänze ich wie eine frisch aus einem farbigen Tauchbad gezogene unwirkliche Figur. Ich fühle mich so umwerfend schön darin. Immer noch mißtrauisch, hebe ich meine schwarzglänzenden Fingern an meinen Kopf und betaste mein Gesicht.


    „Nun, weißt du wer ich bin?" Mit einem schwachen aber begeisterten „Ja!" erwidere ich der Reflexion. „Warte, es wird noch besser", höre ich die Gestalt noch zu mir sprechen, als ich spüre, wie sich das Latex um meine Taille und gleichzeitig um meinen Hals zusammenzieht. Wieder kommt von neuem Panik in mir auf. Was passiert nur mit mir. Ich kann kaum noch schlucken und die Haltung meines Kopf keinen Zentimeter mehr beeinflussen. Mein Hals, wie meine Taille, stecken in einer Korsage aus steifem, dickem Latex. Erst als ich merke, daß die Einschnürung zum Stoppen kommt, beruhige ich mich wieder langsam, überwiegt wieder meine erzwungene Lust. Alles fühlte sich teuflisch gut an. Obwohl ich nicht wußte, was hier eigentlich geschieht, war ich in meinem Leben noch nie so sehr erregt wie jetzt.
    „Gut! Aber was hältst du hier von?"


    An der Haustüre klingelt es gerade. Es klingelt wieder. Schnell springe ich auf und renne zur Türe. Ich öffne sie. Vor mir steht eine Frau von uPS, die mir ein Paket für meine Freundin abliefert. Als ich einen Schritt zum Unterschreiben auf sie zu mache, höre ich wieder meine Stiefel zu mir sprechen. Ich schlucke fest und platze fast vor Scham, wie sie ungläubig, aber mit einem Lächeln an mir herab sieht ...


    Euer StilettoHH