Schuheinkauf mit technischer Hilfe

  • Hallo Ihr Lieben,
    heute war ich mit einer Bekannten in unserer Stadt, um neue High-Heels zu kaufen.
    Ich brauchte für ein rotes Kleid die passenden Pumps und Sandaletten.
    Wir betraten ein renomiertes Schuhgeschäft, das für extravagante High-Heels bekannt ist und sagten der Verkäuferin , was ich möchte. Sie fragte meine Bekannte wie die Schuhe beschaffen sein sollen und meine Bekannte meinte, sie wollte keine Schuhe kaufen. Irritiert fragte die Verkäuferin, wieso wir denn dann in den Laden gekommen seien und meine Bekannte wies auf mich und meinte, dass ich Schuhe kaufen möchte und sie doch bitte mich ansprechen kann. Die Dame muss ziemlich verdattert aus der Wäsche gesehen haben, sie meinte, dass sie doch nur wissen wolle, welche Art Schuhe sie unsheraussuchen soll. Daraufhin meinte ich, sie könne mich ruhig selbst fragen, ich hätte doch nur einen Augenfehler, ansonsten bin ich gesund. Irgendwie war ihr das Ganze peinlich, sie verschwand und eine andere Verkäuferin kümmerte sich um uns. Ich sagte ihr, dass ich rote Pumps und Sandaletten mit einem Stilettoabsatz in der Höhe um die 14 cm haben möchte. Sie brachte einige Paar und ich probierte sie an. Da waren ein Paar Pumps und zwei Paar Sandaletten, die mir passten.
    Aber war die Farbe auch wirklich diejenige, die ich haben wollte? Meine Bekannte wusste nicht so recht, wie mein neues Kleid aussieht, also war ich auf mich selbst gestellt.
    Ich griff kurzerhand in meine Handtasche und holte ein kleines Gerät hervor, das wie zwei übereinander gestellte Zigarettenschachteln aussieht, und hielt es an die Seiten der Pumps. Nach Druck auf eine Taste erfolgte eine Stimme, die sagte: „Rotviolett, Helligkeit: 3,5 Sättigung 4,3 Farbton 9,9.“ Die Verkäuferin wusste nicht was sie sagen sollte, als ich sie fragte, ob sie die Pumps noch in einer anderen Rotfarbe habe. Verdattert fragte sie, was um Himmelswillen ich denn da gemacht habe und was die Ansagen bedeuten. Ich klärte sie auf und sagte, dass es sich bei dem Gerät um ein Farberkennungsgerät handelt, mit dem Blinde genau erkennen können, welche Farbe ein Gegenstand hat. Es wird die Farbe benannt, die Helligkeit, die Farbsättigung und der Farbton.
    Sie fragte welche Farbe die Schuhe denn haben sollten und ich meinte sie sollen nur Rot sein und nicht Rotviolett. Sie entschwand nach hinten und während sie nach anderen Pumps suchte, testete ich die Sandaletten und da war ein Paar das genau der Farbe meines Kleides entsprach. Die Verkäuferin kam dann in Begleitung des Geschäftsführers, sie hatte auch noch zwei Paar Pumps gefunden. Beide Paare passten und als ich mein Gerät wieder in Aktion brachte meinte der Geschäftsführer, das habe er noch nicht erlebt, dass eine blinde Frau mit so einem Gerät die Farbe feststellt. Als ich eines der beiden neuen Paare testete, war er hin und weg darüber, wie die Farben angesagt wurden. Eines der beiden Pumpspaare hatte auch genau die gleiche Farbe die ich brauchte.
    Ich entschied mich für das eine Paar Sandaletten und die Pumps, zahlte und wollte schon den Laden verlassen, da bat mich der Geschäftsführer, ich möchte ihm das Gerät doch noch einmal genau vorführen.
    Nach einer knappen halben Stunde war er restlos begeistert und meinte, es ist schön, dass es solche Hilfen für blinde Menschen gibt.
    Wir verließen den Laden und ich hatte den Eindruck, dass das Personal froh war uns wieder los zu sein.
    Wir Frauen können manchmal nervig sein beim Einkaufen, wenn dann aber noch Blinde allein einkaufen und sich mittels technischen Hilfen selbst die Sachen aussuchen, sind viele Personen des Verkaufspersonals leicht überfordert.
    Wie gut mein Gerät gearbeitet hat, sahen wir zu Hause, Kleid und Schuhe passten farblich einwandfrei zusammen.
    Mal sehen, irgendwann brauche ich wieder was zum Anziehen und dann geht es in gleicher Weise weiter.
    Also hütet Euch, wenn Ihr zwei Blondinen seht, eine mit einem Blindenführhund und die hat auch noch ein Farberkennungsgerät in der Hand, dann sind wir es eventuell.
    Gruß Petra

    Wer nicht sehen kann, muss hören und fühlen,
    und sich einem guten BFH anvertrauen!

  • Das sowas technisch machbar ist, ist klar, aber dass es das als Hilfsmittel für Blinde gibt, war mir neu, aber jetzt wo du es schreibst, leuchtet es ein.
    Interessant ist, dass das so gut funktioniert, wenn man überlegt, dass teilweise nur geringe Nuancen darüber entscheiden, ob es harmoniert oder nicht.

  • Das sowas technisch machbar ist, ist klar, aber dass es das als Hilfsmittel für Blinde gibt, war mir neu, aber jetzt wo du es schreibst, leuchtet es ein.
    Interessant ist, dass das so gut funktioniert, wenn man überlegt, dass teilweise nur geringe Nuancen darüber entscheiden, ob es harmoniert oder nicht.


    Die Geräte gibts schon seit geraumer Zeit. Das mit den Farbunterschieden ist sehr nervig, aber wenn man sich merkt, wie die gewünschte Farbe sein muss, ist es eine gute Hilfe. Nix ist schlimmer als wenn sich Farben beißen und da sind wir Frauen eitel.
    Gruß Petra

    Wer nicht sehen kann, muss hören und fühlen,
    und sich einem guten BFH anvertrauen!

  • Ich finde das richtig prima, das es solche Hilfen gibt.


    Ja, traurig ist wirklich, das viele der Menschen es immer noch als schlimm oder unnormal ansehen, wenn Menschen wie Du Petra, in einen Laden gehen.


    Diese Menschen denken nie daran, wie schnell man selbst in so eine Situation kommen kann, das man auf Hilfe von anderen angewiesen.
    Sei es durch Unfall oder sonstiges.


    Gerade Personen in der Position wie Verkäuferinnen tun sich da schwer.


    Die Medizin bzw. die Entwicklung ist und wird ein interresantes Thema bleiben.
    Der Fortschritt der Entwicklung ist enorm, auch wenn man selbst garnicht so damit in Berührung kommt, wenn ich aber einen Bericht in der Zeitung oder im TV sehe, bin ich doch immer sehr erstaunt, was hinsichtlich der Medizin technisch machbar.
    Ich selber bin ja auch in einen technischen Beruf tätig, und weiß wie PC und Maschine zusammenhängen und arbeiten können, dieses dann quasi auf den Menschen zu übertragen, ist schon doll.


    Aber so ist die Menschheit nun mal, zumindest zur Zeit noch.
    Sobald man etwas anderes macht oder tut, zeigen die Leute mit dem Finger auf jemanden, reden usw.
    Kenne ich ja selbst, wenn ich als Mann in meinen Heels oder meinen Overknees rausgehe.
    Die Menschen die dann reden oder dümme Sprüche machen, wissen selbst nicht, das sie in irgendeiner Form einen Fetisch haben.
    Sei es Formel 1, Fußball oder oder oder.
    Ob es nun Fetisch oder Hobby ist, sei dahin gestellt.
    Fetisch ist doch nur eine Erweiterung von Hobby.


    Zum Glück gibt es aber uns, die Sorte Mensch die über den Dingen stehen, bereit sind das zu geben und zu tun was ihnen gefällt.


    Erst wenn man sein Leben leben kann, wie es einem gefällt, lebt man sein Leben!


    Man muß die Menschheit einfach mit der Realität konfrontieren, was nützt es einem selbst, wenn man sich nur versteckt und seinem Leben nicht den freien Lauf gibt, den es verdient.


    Gestern kam eine Sendung auf RBB , die hieß Anziehen - Ausziehen, ja da war auch ein Mann der mochte, den Look der 20ger, er hielt sich auch nicht davon ab, so gekleidet rauszugehen, oder eine Frau, die sich noch nach Hippie - Zeit anzog.


    Ich finde, Dumme sprüche, lästern und mit Finger zeigen kann jeder, nur handeln können die wenigstens.
    Toleranz heißt auch, wenn man die Fehler anderer entschuldigt.


    Petra, ich bin wirklich stolz auf Dich und auch auf Deine Freundin, macht weiter so.


    Ganz liebe Grüße
    Norbert


    P.S.: Das Du plattdeutsch kannst, Petra, find ich ja cool, da ich aus Niedersachsen komme und ländlich wohne und aufgewachsen bin, bin ich auch dieser Sprache noch mächtig.
    Hihi, wir beide könnten uns was auf platt schreiben und die anderen hier im Forum wüßten nicht was gemeint wär!


  • Hihi, wir beide könnten uns was auf platt schreiben und die anderen hier im Forum wüßten nicht was gemeint wär!


    Vorsicht ;)


    Petra, ich finde es klasse, daß Ihr das so durchzieht.


    Und ich kann mir auch vorstellen, daß nicht jeder, ob Verkäufer oder was auch immer, sofort mit einer solchen Situation zurechtkommt...
    Da muß ich Norbert ein bißchen widersprechen, das Verhalten der ersten Verkäuferin hat sicher nichts mit Intoleranz zu tun, sondern vielmehr mit Hilflosigkeit!
    Und wer weiß, wie ich selber in einer vergleichbaren Lage reagieren würde- ich denke, es ist schon legitim, wenn jemand, der ohne Vorwarnung mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert wird, erstmal nicht angemessen reagieren kann.
    Und schließlich wurde dann von der zweiten Verkäuferin und dem zur Hilfe geholten Geschäftsführer doch ganz angemessen reagiert- zumal ich davon ausgehe, daß sie beim nächsten Mal besser auf Petra eingehen können.
    Wir lernen eben immer dazu- so wie jeder hier, der den Beitrag gelesen hat.
    Daß es ein Farberkennungegerät gibt und wie ma es einsetzt, wußte ich nämlich auch nicht ;)


    Ich finde es auf jeden Fall gut, daß es sowas überhaupt gibt- als normal sehfähiger Mensch macht man sich eben über so etwas gar keine Gedanken.
    Aber auch das finde ich normal, wenn die Problematik noch nie so gestellt hat...
    Schließlich erwarte ich auch nicht, daß ein Fremder meine Probleme auf Anhieb versteht :)

    **** QUEEN OF ANGUISH AND BLACK DEATH ****

  • Ich denk da ja nu wieder ganz praktisch. So'n Gerät wär ja fürn Alltagsgebrauch nie schlecht, ob nu blind oder nich. Auch wenn ich was sehen kann, schleif ich nicht unbedingt mein Abendkleid zum Schuhkaufen mit. Oder tausend andere Sachen, wo man gerne abgleichen würde und zu Hause feststellt, daß man voll daneben gelegen hat (irgendwer Interesse an roten Handschuhen, die dann doch nich so rot waren wie's Kleid?).


    Abba wahrscheinlich is son Teilchen zu teuer, als das man sichs einfach mal so fürn Hausgebrauch anschaffen könnt.

  • Vorsicht ;)


    :)


    Worüm Vörsicht Gina, deist du auk plattdütsk kürn?


    Da gebe ich Dir Recht Gina, sicher ist es mehr mit Hilflosigkeit wie Intolerenz verbunden.


    Das ein Fremder Probleme nie sofort versteht kommt oft vor.
    Manchmal verstehen aber auch Bekannte nie die eigenen Probleme.


    Ick hew ju liegges olle leef!
    Ich habe euch trotzdem alle lieb!


  • Hei Norbert,
    ich fang mal unten an. Mit dem Plattschnacken ist da das so ne Sache, ich stamme aus Hessen, lebe aber schon einige Zeit im schönsten Bundesland zwischen den Meeren ,aber so perfekt Platt reden kann ich nicht, ich verstehe vieles aber beim Reden kommt so manches durcheinander. Da kommt mekkelbörgsch, Holsteinsch und Missingsch zusammen.
    Lassen wir es lieber beim Hochdeutschen, sonst könnte es sein, dass andere Landslelute auch ihre Heimatdialekte reden und schreiben und das wäre mitunter fatal.


    Du hast recht, sehr viele Leute bedenken nicht, wie schnell man heutzutage als Behinderter aufwacht, zumal wenn man im Dunas sich hinters Steuer setzt, von den vielen Gefahren im Haushalt und am Arbeitsplatz will ich erst gar nicht sprechen.


    In Geschäften ist es leider verbreitet, geht eine Person, der man ansieht, dass sie behindert ist, mit Begleitung einkaufen, wird meist die Begleitung angesprochen nur in seltenen fällen die Behinderte. Das hat mit Intoleranz aber nichts zhu tun, es ist einfach die Hilflosigkeit der Mitmenschen, die nicht wissen wie man einem behinderten Mitmenschen umgeht.
    Ist manchmal auch nicht einfach!
    Aber was solls, es gibt viele Blinde und anders behinderte Menschen, die selbstbewusst durchs Leben gehen, es bleibt uns ja nichts anderes übrig. Es sei denn, man möchte sich immer von anderen Leuten abhängig machen und sich von vorne bis hinten umsorgen lassen.
    Du kannst bei Gina weiterlesen. ;_)
    Beste Grüße Petra

    Wer nicht sehen kann, muss hören und fühlen,
    und sich einem guten BFH anvertrauen!

  • Wenn ich der Verkäufer gewesen wäre und du hättest das Farberkennungsgerät an meinen Kopf gehalten, dann hattest du noch gleich den richtigen Begleiter für den Abend gehabt. :D

    "Wer keinen Mut hat zum Träumen, hat auch keine Kraft zum Kämpfen."


  • Hallo Gina-Ginelli,
    nein, mit Intoleranz hatte das Verhalten der ersten Verkäuferin sicher nichts zu tun. Intoleranz hättte sie gehandelt, hätte sie uns samt meinem Blindenführhund auf die Straße gejagt.
    Ihr Verhalten ist einfach Hilflosigkeit. Du hast recht, man weiß nicht, wie man selbst in so einer Situation reagiert hätte. Würde mir ein Gehörloser einen Zettel mit einr Frage unter die Nase halten, wüsste ich auch nicht wie ich reagieren soll. Wie kann ich dem Menschen klar machen, dass ich seinen Zettel nicht lesen kann? Bei Patienten ist mir das schon öfter passiert, da waren aber immer KollegInnen, die helfen konnten.
    Der Geschäftsführer ist nur aus Neugier gekommen, er wollte nicht glauben, dass da eine Blinde ist, die seiner Mitarbeiterin sagt, dass das Rot nicht das ist was gesucht wird.
    Ich denke, wenn ich beim nächsten Schuheinkauf in das Geschäft gehe, wissen die Verkäuferinnen über mich Bescheid und der Einkauf wird normal verlaufen.


    Und dann noch die Sache mit dem Farberkennungsgerät, es gibt noch einige Hilfsmittel mehr, die man gut gebrauchen kann, aber um alle mitnehmen zu können, muss ich mir erst noch einen Kofferkuli kaufen, damit ich alles mitkriege und ehrlich gesagt, ich hab nur zwei Hände. In der einen Hand halte ich das Führhgeschirr meines Hundes und die andere Hand möchte ich gerne freihaben, falls mir jemand über den Weg läuft, den ich begrüßen möchte. Oder was hälst Du davon, wir treffen uns irgendwann und irgendwo und bevor ich Dich richtig begrüßen kann, muss ich erstmal alles runterstellen, was ich mitschleppe. ;-)
    Dieser Gedanke gefällt mir absolut nicht
    Lieben Gruß Petra

    Wer nicht sehen kann, muss hören und fühlen,
    und sich einem guten BFH anvertrauen!

  • Ich denk da ja nu wieder ganz praktisch. So'n Gerät wär ja fürn Alltagsgebrauch nie schlecht, ob nu blind oder nich. Auch wenn ich was sehen kann, schleif ich nicht unbedingt mein Abendkleid zum Schuhkaufen mit. Oder tausend andere Sachen, wo man gerne abgleichen würde und zu Hause feststellt, daß man voll daneben gelegen hat (irgendwer Interesse an roten Handschuhen, die dann doch nich so rot waren wie's Kleid?).


    Abba wahrscheinlich is son Teilchen zu teuer, als das man sichs einfach mal so fürn Hausgebrauch anschaffen könnt.


    Hei Shadow,
    was das Teil heute kostet weiß ich nicht genau, als ich es vor sechs Jahren bekam, kostete es schlappe 1.400 DM, eigentlich spottbillig, bedenkt man was ein Tornado kostet.
    Also schau mal auf Deinem Bankkonto, ob da noch was für's Gerät übrig ist. ;-)
    LG Petra

    Wer nicht sehen kann, muss hören und fühlen,
    und sich einem guten BFH anvertrauen!

  • H... Mit dem Plattschnacken ist da das so ne Sache, ich stamme aus Hessen,


    Sehr lobenswert

    Zitat

    ...
    Lassen wir es lieber beim Hochdeutschen, sonst könnte es sein, dass andere Landslelute auch ihre Heimatdialekte reden und schreiben und das wäre mitunter fatal.


    Was ist mit mir.
    Soll ich en bissi so babbeln wie die annern Leut hier?
    P.S.: Ich hoffe, das klappt mit deiner Vorlesesoftware.

  • Sehr lobenswert


    Was ist mit mir.
    Soll ich en bissi so babbeln wie die annern Leut hier?
    P.S.: Ich hoffe, das klappt mit deiner Vorlesesoftware.


    Also #Fatal, ich wollte in meinem Heimatdialekt antworten, aber da sind mir doch Bedenken gekommen, ob ich den noch so richtig hinkriege und mit dem Frankfurter Dialekt haben wir an der Grenze zum Siegerland nichts gemein.
    Aber merkwürdigerweise liest mein Screenreader das Frankfurter Hessisch besser als Plattdeutsch.
    Gruß Petra

    Wer nicht sehen kann, muss hören und fühlen,
    und sich einem guten BFH anvertrauen!

  • Hallo maxl,
    tja, das ist halt so wenn man Highheels liebt, muss man auch als blinde Blondine sehen, wie man "hoch" durchs leben stöckelt.:D
    LG Petra :D

    Wer nicht sehen kann, muss hören und fühlen,
    und sich einem guten BFH anvertrauen!