Wie es bei mir anfing

  • Ich erinnere mich, dass ich als kleiner Junge in den mittleren 60ern gern in die Stöckelschuhe meiner Mutter schlüpfte und damit in der Wohnung herum stakste. Meine Mutter fing meistens an zu schimpfen, weil das die Nachbarn störte. Die Mode der spitzen Absätze ging vorüber. Meine Mutter trug sie allerdings noch relativ lange. Meine Eltern hatten es finanziell nicht so dick und die Schuhe waren noch gut. Weggeworfen wurde bei uns nur etwas, wenn es wirklich kaputt war. Es muss erst so Anfang 1970 gewesen, dass meine Mutter doch alle Paare bis auf drei in einen Karton im Keller packte. Diese drei Paare waren Mamas "gute Schuhe". Stöckelpumps, von denen sie 2 Paar zu besonderen Gelegenheiten bis weit in 70er Jahre trug. Als nach 1975 die Zeit der dicken Sohlen und klotzigen Absätze vorbei war, hatte sie auf einmal wieder 2 Paar relativ modische Schuhe im Schrank. Selten getragen, durften diese Schuhe sehr hoch sein. Meine Mutter war nämlich recht klein. Deshalb liebte sie Absätze, sie war eine junge Frau, also je höher, desto besser. Ihrer Körpergröße entsprechend hatte sie auch recht kleine Füße. Selbst die damals kleinste Größe 35 war zu ihr groß. Deshalb musste sie in alle ihre Schuhe so grüne Einlagen hinein tun und in die spitzen Stöckelpumps vorne sogar noch einen Watteknuddel. Mein Vater hatte für die hohen Dinger weniger Verständnis. Meine Mutter gehöre zur Gattung der Zehengänger, sagte er. Sie würde sich nur die Füße damit kaputt machen. Ich selber begann mich echt für die Schuhe meiner Mama zu interessieren, als ich so 9 war. Ich sah eine Frau in der Straßenbahn, der der Stöckelschuh etwas vom Hacken gerutscht war und die ihn nun zurück schnappen ließ. Das war mein Schlüsselerlebnis und mir wurde schlagartig bewusst. was für Schätze meine Mama zu Hause hatte. Damals waren alle Stöckelschuhe noch in der Wohnung. Die Alltagsschuhe hinter einem Vorhang im Flur, die "guten" in ihren Originalkartons und mit Schuhspannern im Kleiderschrank meiner Eltern. Meine Mama ging in ihren Alltagspumps, die nicht so hoch waren, einkaufen, zum Arzt, in die Stadt. Blieb ich zu Hause, hörte ich jetzt bewusst das metallische Tapp-Tapp ihrer Absätze, wenn sie die Treppe hinunterging. War ich gemeinsam mit ihr unterwegs, ihr Klappern und gelegentliches Schlurfen auf dem Pflaster. Wie gesagt, meine Mama war nicht sehr groß. Um voran zu kommen, hatte sie sich einen schnellen Gang mit kleinen Schritten angewöhnt und entsprechend klapperte sie den Bürgersteig entlang. War ich allein zu Hause, ging ich oft zum Kleiderschrank, packte die schönen hohen Pumps aus, zog die Spanner heraus und schlupfte hinein. Mit 9 hatte ich Größe 35. Zwei Paare passten mir gerade noch, wenn ich die Einlagen und die Watteknuddel heraus zog. So stöckelte ich im Schlafzimmer herum und versuchte nachzuspielen, was ich bei der Frau in der Straßenbahn gesehen hatte. Leider waren mir die Schuhe dafür schon zu klein. Dann musste ich alles wieder zurück packen, Einlagen, Knuddel und Spanner in die Schuhe, Karton zu. Das dritte Paar von Mamas "guten" Schuhen war besonders hoch, gerader Stöckel, schwarz, ein dünnes Riemchen oben rüber mit Zierschleifchen außen und einem dünnen Gummizug statt einer Schnalle. In die kam ich überhaupt nicht mehr rein. Sie waren auch 35, aber irgendwie noch kleiner als die anderen. Auch noch ganz neu und ohne Einlagen. Meine Mama hatte sie nie angehabt, so lange ich mich erinnern konnte. Erst als sie die meisten ihre Stöckelschuhe in Rente geschickt hatte, entdeckte sie sie wieder. Meine Mama liebte sie von da ab geradezu wegen ihrer Absätze und ihrem Design. So hoch sie waren, wurden sie die "guten" Schuhe für den sonntäglichen Kirchgang. Meine Mama war eine sehr zierliche und zart gebaute Person mit normalen Proportionen. Daher sahen diese Schuhe, so hoch sie waren, sehr gut an ihr aus, wie ich auch heute noch finde.

    Als sie sie zum ersten Mal probeweise anziehen wollte, sah ich zu – es wurde für mich ein Erlebnis, an das ich mich bis heute erinnern kann. Meine Mama will wie bei ihren Stöckelschuhen gewohnt in den steilen Pumps einfach hinein schlupfen. Irgendwie scheint das Riemchen aber eng zu sein. Sie drückt. Sie schiebt. Sie wurstelt. Kommt nicht weiter. Sie fährt wieder aus dem Schuh. Hebt ihn auf und schaut sich das Riemchen an. Läßt sich dehnen, aber aufmachen kann man da nix. Sie spreizt den Pumps hinten auseinander. Vielleicht war er zu schmal. Lässt ihn auf den Stöckel fallen. Ohne Riemchen? Sie greift sich auch den anderen Pumps. Schlupft in beide über dem Riemchen hinein. Steht wackelig. Vorsichtiges Schrittchen. "Die halten so nicht," denkt sie laut, steigt aus den Pumps wieder aus. Ok, einen Versuch mit Riemchen hat der rechte noch, mit Zeigefingerschuhlöffel... Nee, Keine Chance. So steht sie da, mit dem Hacken auf der Hinterkappe. "Das sitzt einfach viel zu weit oben, das Riemchen." sagt sie zu sich selbst. Aber vielleicht gehts ja im Sitzen. Kann man in der Küche. Also humpelt sie wie sie ist, mit dem Fuß halb im Pumps, total hoch, dorthin - ich gehe ihr nach – setzt sich hin, schlägt die Beine übereinander. Der Stöckel ist ein handlicher Griff für Hin- und Her drehen, aber es geht kaum weiter. Ich setze mich neben meiner Mama auf den Boden. Ich habe ihren kleinen bestrumpften Fuß mit dem Pumps dran direkt vor mir. Der Hacken oben auf der Kappe, das gespannte Riemchen, der lange gerade Stöckel! Dass sie ihren Schuh überhaupt nicht an bekommt! Ich MUSS an ihm probieren. Ich stecke meinen Finger zwischen ihren Hacken und die harte Hinterkappe des Pumps und wurstele den Schuh mit der anderen Hand etwas hin und her. Ein Gefühl heiß und kalt gleichzeitig steigt in mir hoch. Meine Mama sagt von oben "Es hat keinen Sinn" und greift nach dem Stöckel um den Pumps abzustreifen. Da werde ich wach. Ich rufe "Ich hab ne Idee" damit sie nicht aufgibt. Beim Schuhputzzeug haben wir so Lederstretch für drückende Schuhe. Das hole ich wie ein Wiesel. Riecht nach Weihnachten, nach Mandeln. Und einen Putzlappen. Mit dem Stretch hatte ich Mamas andere Stöckelschuhe schon mal vorne eingerieben, damit sie mir besser passten. Mama hat die Beine noch übereinander, massiert ihre Wade, wippt den Fuß mit dem Pumps dran in den der Hacken nicht rein passt. Meine Mama sieht genervt aus. Was soll das noch mit dem Zeug. Na gut. Sie reibt das Riemchen damit ausgiebig ein. Tatsächlich, das Leder dehnt sich, als sie hin und her dreht und zieht. Ganz langsam kommt sie jetzt in den Schuh hinein. Schnapp, drin!! Ach je, der andere Stöckelschuh liegt ja noch im Flur! Also muss sie den mit dem Pumps, den sie schon an hat, auf-ab-auf-ab holen gehen, und kommt auch hier nur mit Lederstretch und ganz viel Wursteln rein. Schuhe endlich an, steht meine Mama auf und prüft sie im Stehen. Mal drin, passen sie offensichtlich. Sie stöckelt in den Flur zum großen Spiegel, betrachtet sie. Die sind echt hoch. Plötzlich geht sie so schnell sie auf ihren Absätzen kann zum Kleiderschrank, kramt ein schwarzes Kleid heraus. Das Reinsteigen ins Kleid auf den himmelhohen Schuhen ist nicht einfach. Sie hüpft und balanciert. Ich muss es ihr hinten zumachen. So habe ich meine Mama noch nie gesehen. Das Kleid hat ein ausgestelltes Rockteil. Meine Mama bringt es zum Schwingen und tanzt regelrecht auf ihren Schuhen wieder zum Spiegel. Ich denke Wie die Damen bei den Tanzturnieren, die mein Papa so gern im Fernsehen anschaut. Sie dreht sich um sich selber, das Kleid schwingt mit. SIe betrachtet sich immer wieder von allen Seiten. Geht in die Hocke. Streicht mit der Hand über die Schuhe, die Absätze. Steht wieder auf. Kann sich nicht satt sehen an ihrem Kleid und den Schuhen... Am darauffolgenden Sonntag zur Kirche war ich es, der die Schuhe aus dem Kleiderschrank holte. Ich hatte lange nach unserem Schuhlöffel suchen müssen. Jetzt konnte ich ihn gebrauchen. Ich hielt meiner Mama den ersten Schuh einfach hin und zeigte ihr unseren Schuhlöffel. Meine Mama ging darauf ein! Ich hielt den Schuhlöffel und Mama arbeitete sich langsam in den Pumps vor. Beim zweiten verlor sie fast das Gleichgewicht, weil sie ja auf dem anderen Stöckel balancieren musste. Sie musste hüpfen und bekam einen Lachanfall. Ab jetzt zog sie die Pumps, die sie so schön fand, immer für den Kirchgang an, weil ich sie ihr brachte und ihr hinein half. Das ging zwar bald deutlich besser, weil die Riemchen sich dehnten. Mein Schuhlöffel blieb trotzdem willkommen. Meine Mama hielt das Alles wie mein Herumgestakse als kleiner Junge wohl für kindliche Spielereien.- Immer erst in beiden Schuhen drin, machte sie sich fertig, betrachtete dabei im Spiegel jedes Mal ihre Absätze, entfernte mit Spucke einen kleinen Fleck hier oder einen kleinen Fleck da, um dann mit mir in die Kirche zur katholischen Messe zu stöckeln. Wieder zurück, zog meine Mama ihre Pumps nie gleich aus, sondern fing auf ihren hohen Hacken an, das Mittagessen vorzubereiten, bis es ihr zu unbequem wurde. Sie tolerierte auch, dass ich ihr die Pumps gern wieder auszog. Sie setzte sich, um mit übereinander geschlagenen Beinen zu warten, bis ich ihr die Pumps gegen den Gummizug des Riemchens vom Fuß gearbeitet hatte. Ich tat dann im Schlafzimmer die Spanner hinein und legte sie im Karton bis zum nächsten Sonntag schlafen. Einmal zog ich ihr einen Pumps über dem Riemchen wieder an. Meine Mama begriff es zuerst nicht. Dann sagte sie, dass sie das nicht möchte, drehte den Fuß einmal im Knöchelgelenk, drückte sich den Pumps mit einem Flipp vom Hacken und ließ ihn über die Zehen herunter fallen...

  • Ähnlich wie bei mir Anfang der 70er.Ich bevorzugte allerdings die Schühchen meiner Schwester...Mutter hatte eigentlich nichts,dass mir gefallen hätte,ausserdem waren mir ihre Treter damals zu gross... :)